Jeanne Berta Semmig
* 16.05.1867 in Orléans
† 28.07.1958 in Radebeul
Lehrerin und Dichterin
Namensgeberin des 1949 nach ihr benannten Kinderheims in Döbeln, der heutigen Kindertagesstätte Berta-Semmig-Heim.
Zeitlebens verband Jeanne Berta Semmig eine innige und aufrichtige Freundschaft mit dem Schriftsteller Hermann Hesse.
Jeanne Berta Semmig
Französische Fröhlichkeit und deutsche Gründlichkeit (JBS)
„‘Berta? Das gibt es nicht im Kalender‘, sagt der [französische] Beamte. ‚Also schreiben wir Jeanne Berthe.‘ Vier Jahre später auf deutschem Boden wiederholt sich die Szene bei der Aufnahme in die deutsche Nationalität. ‚Jeanne Berthe? Das gibt es nicht, wir schreiben Johanna Berta.‘“ So beschreibt Jeanne Berta Semmig in ihren Kindheitserinnerungen den Bürokratismus französischer und deutscher Beamter. Sie selbst nennt sich Jeanne Bert(h)a, und ehrt damit die französische Mutter und den deutschen Vater, der ihr die beiden Namen gab, nach der Stadtpatronin von Orléans Jeanne d’Arc und der Jugendliebe in Deutschland Bertha Franke.
In Orléans kommt sie am 16. Mai 1867 zur Welt und wächst in der Stadt an der Loire bis zu ihrem vierten Lebensjahr auf. Im Zuge des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 muss die Familie Frankreich verlassen und zieht nach Leipzig. Erst im Jahre 1893, mit 26 Jahren, betritt Jeanne Berta Semmig erstmals wieder französischen Boden. Es sollten viele Reisen folgen. Ein großes Bedürfnis ist es ihr, auf den Spuren des Vaters in Frankreich zu wandeln.
Das Reisen ist eine ihrer Leidenschaften. Neben französischen Orten bereist sie England, Italien, die Schweiz und immer wieder Süddeutschland. Land und Leute kennenlernen, Freundschaften schließen, Geschichte atmen. Die vielen Eindrücke, die sie in sich aufnimmt, verarbeitet sie in Gedichten, Novellen und Erzählungen.
Die Lyrik wird ihre größte Leidenschaft. Insgesamt veröffentlicht sie 25 Bücher und zahlreiche Gedichte, Novellen und Erzählungen in Zeitungen und Zeitschriften. Das letzte Buch erscheint 1958. Sie ist 91 Jahre alt. Ihre Affinität zur Literatur spiegelt sich neben eigenen Publikationen auch in der aktiven Teilnahme in literarischen Vereinen in Dresden, ihrer Heimatstadt seit 1891, wieder. Mit vielen Literaten und Künstlern steht sie in engem Kontakt, nicht nur in und um Dresden. Eine ganz besondere Bedeutung misst sie der Freundschaft mit Hermann Hesse bei sowie dem beiderseitigen jugendlichen Freund Gunter Böhmer und dessen Familie bei.
Lyrisches entsteht ferner durch die berufliche Arbeit. Nach einer Ausbildung zur Lehrerin am Lehrerinnenseminar in Callnberg arbeitet sie, nach einer ersten Anstellung in Altenburg, 40 Jahre lang als Volksschullehrerin in Dresden. (Auszug)