Sportplatz Döbeln-Nord

Sportplatz Döbeln-Nord

Sportstätten

Sportplatz Schulzentrum "Am Holländer" Döbeln-Nord

Bayerische Straße 9
04720 Döbeln

Betreiber: Stadt Döbeln

   Nutzung:
   Schulsport                        

Sportanlage Döbeln Nord 5

Sportplatz Döbeln NordLutz Weidler 27 verkleinert

 

Zweifeldsporthalle Döbeln-Nord

Zweifeldsporthalle Döbeln-Nord

Sportstätten

Zweifeldsporthalle Schulzentrum "Am Holländer" Döbeln-Nord

Bernhard-Kretzschmar-Weg 2
04720 Döbeln

Tel.: 03431 618472

Betreiber: Stadt Döbeln

   22 m x 44 m 
   18 m x 18 m 

   Nutzung:
   Schulsport, Floorball, Handball;
   Volleyball, Basketball, Hallenfußball,
   Judo, Karate, Tanzsport

Sporthalle DL Nord Lutz Weidler 16 klein

2020 08 26 neue Sporthalle Am Holländer 11 Foto Thomas Mettcher klein

Biografie Hildegard Stilijanov

Biografie Hildegard Stilijanov

Stadtmuseum/Kleine Galerie | Ausstellungen | Stilijanov 

Biografie

Hildegard Stilijanov (1905 - 1981)

 1905, 23. März

 in Dresden geboren als Tochter des Maschinenbauers, später Leiter des Unfallkommandos,
 Max Paul Eulitz (1884 - 1969) und Paulina Hulda Hummel (1892 - 1953)

 1911

 Besuch der Bürgerschule, neun Jahre; lebt bis zum 22. Jahr mit zwei Brüdern bei ihren Eltern

 1920 - 1925

 Lehre und Arbeit als Porzellanmalerin bei der Firma Villeroy & Boch Dresden;
 zusätzlich kunstgewerbliche Studien in Dresden und Berlin

 1925

 Heirat des Malers Siegfried Donndorf

 1927

 lebt mit ihm jetzt in Dresden-Blasewitz, Prellerstraße 40, Villa Sommerlust - Wohnort und
 lebendiger Treffpunkt einer Künstlergemeinschaft; Freundschaft mit Herrmann Teuber,
 Werner Laves, Hans Jüchser, Doris und Walter Scheinert;
 Besuch von Vorlesungen an der TH Dresden (Soziologie)

 1929

 Reise mit Siegfried Donndorf durch ganz Italien bis Capri, den sein Rompreis ermöglicht

 1930 - 1932

 befreundet mit den Emigrantenpaar Fid (Helfrida Wenzel, Schauspielerin/
 Johnny Friedlaender), den Emigranten Joseph Maier (Soziologe, später Prof. USA) und 
 Cuno Wojczewski  (Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur), Malern der ASSO; 
 sie ist aktive Gegnerin des Nationalsozialismus;
 ihre Begeisterung und große Begabung für den Tanz (Ausdruckstanz) - befeuert und 
 gefördert durch ihre Freundschaft zu Dore Hoyer - mit einem Studium bei Mary Wigman 
 zu krönen, erlaubt ihre Lage nicht.

 1932

 geht mit Cuno Wojzewski nach Berlin.

 1932 - 1936

 Schauspielstudium bei E. Plate und Frau Stritt; 1936 Leistungsnachweis als weitaus Beste;
 Sie ist hier wegen ihrer Nazigegnerschaft zahlreichen Schikanen und Verhaftungen
 ausgesetzt. Ein Engagement durch Gründgens, der sie in seinem Ensemble haben wollte,
 kommt somit nicht zustande und sie wird im Theater am Gendarmenmarkt in Berlin nur für
 kleine Rollen besetzt.

 1934

 Rückkehr nach Dresden; Verwicklung in den Fall Woijzewski-Schreier wegen des Drucks
 und der Verteilung illegaler Flugblätter gegen das Treiben von SA und SS;
 sie wurde deswegen 9 Wochen in Haft genommen und zweieinhalb Jahre unter
 Polizeiaufsicht gestellt.

 1936 - 1941

 Nach ihrer Haftentlassung lebt sie fast 10 Jahre mit Woldemar Winkler zusammen (Dresden,
 Scheffelstr. 27), der die Akademie für Zeichnen und Malen, vormals Simonson-Castelli in
 Dresden seit 1929 leitet. Dort Studium und Mitarbeit; seit 1939 stellvertretende Leiterin.
 Die Schule umfasst weit über 100 Schüler in Tages- und Abendkursen und 5 Lehrer -
 unter ihnen Ernst Hassebrauk. Sie ist im Visier der Gestapo. 
 Die Einstellung des von der Kunstgewerbeschule Dresden entlassenen Prof. Carl Rade wird
 verhindert. Einer ihrer prominentesten Schüler: Albert Wigand.

 1941

 Leitung der Akademie für Zeichnen und Malen als Woldemar Winkler zum
 Kriegsdienst eingezogen wurde.

 1944

 Fahrt nach Wien; lernt den dort promovierten Bulgaren Dr. jur. Boris Stilijanov kennen.

 1945

 kehrt  mit ihm nach Dresden zurück; beim Angriff auf Dresden am 13.02.1945 total 
 ausgebombt

 1945

 Heirat von Boris Stilijanov
 Noch kurz vor der Geburt seines Sohnes muss er Deutschland verlassen, um seine Mutter
 und Schwester nach Bulgarien zu bringen und kehrt nicht nach Deutschland zurück.
 Sie ist verzweifelt; wohnt in Dresden-Kauschau und wirkt als Schauspielerin in dem Kabarett
 „Die Eulenspiegel“ mit.
 Durch Kriegsfolgen und Geburt, Verlust der Stimme.

 1946

 Baustudentin an der Staatlichen Kunstakademie Dresden

 1947 - 1952

 Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Hans Grundig, 
 Hans Theo Richter und Wilhelm Lachnit.
 Durch ihre Verausgabung als Sozialreferentin des Studentenrates hat sie zu wenig Zeit 
 für malen und zeichnen.
 Ihre enge Freundschaft mit Theodor Rosenhauer beeinflusst ihr Schaffen, aber von noch
 viel größerem Einfluss - nicht nur auf ihr Schaffen, sondern auf ihr ganzes Leben - ist seit
 1947 Prof. Bernhard Kretzschmar, der sofort eine enge Beziehung zu ihrem Sohn hat.

 1949

 Sie ist mit einem Aquarell bei der 2. Deutschen Kunstausstellung, Dresden vertreten.

 1950

 Nach dem verheißungsvollen Neubeginn der Hochschule für Bildende Künste leidet sie
 sehr unter der Ideologisierung der Kunst unter dem neuen Rektor Fritz Dähn;
 insbesondere an den Diffamierungen ihres Lehrers Prof. Wilhelm Lachnit. Ihre kritische
 Stellungnahme verhindert die vorgesehene Aspirantur.

 1952- 1960

 arbeitet als freischaffende Malerin; intensive Sozialarbeit innerhalb des VBK-DDR;
 unterrichtet kurzzeitig Kunst an der Fachschule für Kindergärtnerinnen in Dresden. 
 Säulengestaltung im Flugzeugwerk Dresden-Klotzsche; Bemalung zahlreicher Türen eines
 Kindergartens in Dresden-Freital.

 Das Stillleben, offiziell nicht besonders erwünscht, gibt ihr die Freiheit, sich
 politisch-thematischen Vorgaben zu entziehen und ihre Liebe zu den Blumen, der Poesie
 der stummen kleinen Dinge - zur Schönheit auszudrücken und dabei gleich einem Musiker
 zu „komponieren“.
 Ihr Atelier hat sie wie Bernhard auch in der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
 In Freundschaft verbunden ist sie mit so unterschiedlichen Künstlern wie Wilhelm Lachnit,
 Eugen Hoffmann, Josef Hegenbarth, Hans Jüchser, Willy Wolff, Albert Wiegand.   

 1955 - 1974

 Wohnt jetzt in Dresden Zschertnitz – versorgt dort Bernhard, ihren Vater und Sohn.
 Bernhard behält seine Wohnung in Gostritz zwar bei, ist aber dort äußerst selten.
 Trotzdem ist sie nicht das Heimchen am Herd und vollkommen selbstständig.
 Über den Außenminister Dr. Lothar Bolz kann sie hauptsächlich Stillleben für Botschaften
 verkaufen, auch die TU Dresden, der Kulturfond und weitere Institutionen erwerben Werke.

 1957

 Studienreise mit Eva Schulze-Knabe nach Bulgarien. Erstes Treffen seit 1945 mit Boris (Stilijanov).

 1958

 Heirat von Bernhard.
 Mit dem Kinderbild: „Gisela erwartet Gäste“ (1955) hat sie auf der
 IV. Deutschen Kunstausstellung großen Erfolg.

 1959

 erste Reise mit ihrem Sohn nach Bulgarien - malt und erholt sich auf der romantischen Insel
 Nessebar, die sie auch mit Bernhard und ihrem Sohn in den folgenden Jahren oft besuchen
 wird und mit Maleraugen betrachtet.

 1962 - 1973

 Betriebsvertrag mit dem Arzneimittelwerk Dresden-Radebeul - dort begeisterte und
 erfolgreiche Zirkelleiterin des Malzirkels.
 Freundschaft mit dem „Bernhard Schüler“ Siegfried Klotz.

 1967

 Reise zu Freunden nach Arboga, Schweden

 1972

 Tod von Bernhard mit 83 Jahren

 1972 - 1980

 Ordnung seines umfangreichen, chaotischen Nachlasses und Vorbereitungen von
 Ausstellungen seines Werkes in der Nationalgalerie Berlin 1974, der Kunsthalle
 Rostock 1975 und der Galerie Kühl in Dresden 1975 und 1980.
 Nach umfangreichen Baumaßnahmen Bezug einer neuen Wohnung auf dem
 Weißen Hirsch, Dresden 1976.

 1977

 Einzug in die Museen; das Stillleben mit gelber Rose, (VIII. Deutsche Kunstausstellung
 Dresden) wird von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister erworben.

 1980

 Martin- Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden
 Reise mit ihrem Sohn nach Paris auf Einladung von Johnny Friedlaender - tief beeindruckt
 von der Kathedrale in Chartres.

 1981

 am 04.09. verstorben; dem  Grab von Bernhard beigesetzt; zum Gedächtnis spricht
 Fritz Löffler; es erklingt Musik ihres Lieblingskomponisten Mozart.
 Sie war eine „gute Frau und Künstlerin“ (Herrmann Glöckner).

 

 Reisen

 Italien, Österreich, Rumänien, Bulgarien, Tschechoslowakei, Ungarn, Polen, Holland,
 Schweden, Sowjetunion, Jugoslawien, Frankreich

 Personal-
 ausstellungen
  

 1964   Glockenspielpavillon Dresden
 1972   Galerie Kunst der Zeit Dresden, Gemälde
 1974   Galerie Kühl Dresden, Aquarelle
 1975   Galerie am Sachsenplatz Leipzig
 1980   Verband bildender Künstler Dresden, Glockenspielpavillon, Malerei - Zeichnungen

 Ausstellungen

 Beteiligung an fast allen wichtigen Ausstellungen der DDR und in Stuttgart;
 im Ausland in der Sowjetunion, China, Budapest, Bukarest, Warschau, Prag, Sofia;
 vertreten bei den Deutschen Kunstausstellungen Dresden.

 Werke

 in zahlreichen Museen u. a. bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden,
 Kunstsammlungen Chemnitz, Kunsthalle Rostock; Junge Kunst Frankfurt/Oder,
 Kunstmuseum Moritzburg Halle, Museum der Bildenden Künste Leipzig.                                                 
 zahlreiche Werke beim Kunstfond, Kunstarchiv Beeskow, TU Dresden;
 54 Werke (vor allem Stillleben) sind Eigentum der Bundesregierung 
 (https://kleineanfragen.de/bundestag/19/4905-kunstgegenstaende-im-besitz-der-
 bundesregierung.txt) und schmück(t)en vor allen ausländische Botschaften.

 Literatur-Auswahl

 Hildegard Stilijanov
 Eine Insel - betrachtet mit Maleraugen, Bildende Kunst, 1965, Heft 8
 Warum ich Stilleben male? Union, 15.11.1977 

 Im Nachlass: Gedichte und Essays                                              

 Fritz Löffler. Hildegard Stilijanow, Dresdner Künstler, Herausgeber Verband bildender
 Künstler der DDR
 Redaktion Dr. Diether Schmidt, 1980                                                                                   
 Malerischer Reichtum, Zum Tode von Hildegard Stilijanow-Kretzschmar, Union 15.09.1981

 Trotzdem. Neuanfang 1947, Zur Wiedereröffnung der bildenden Künste Dresden,
 Phantasos I , Hg. v. Rainer Beck und Natalia Kardinar, Dresden 1997, Verl. Der Kunst

Zusammenstellung - Peter Stilijanov       
Klosterneuburg, 12.02.2021                                                      

Heiße Sache unterm Rathausdach

Heiße Sache unterm Rathausdach

Stadtmuseum/Kleine Galerie | Museumsgeschichte(n)

Heiße Sache unterm Rathausdach

Für´s Auge, zum Reizen und zum Wohle – Miederwaren aus Döbeln sind mehr als ein Jahrhundert im In- und Ausland gefragt gewesen. Unter dem Markennamen „Reco-Mieder“ entstand Unterwäsche für die Frau.
Ob Büstenhalter, (Stütz-)Corsetts, Strumpfhalter und funktionale Mieder – die Döbelner Designer und Näher entwarfen und produzierten Damenmode für den Alltag wie auch für orthopädische Zwecke. Und das an der Eichbergstraße noch bis ins Jahr 2013.

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Im Museumsdepot unterm Rathausdach liegen die Schätze der Döbelner-Reform-Corset-Fabrik – kurz: Reco.
Gut verpackt in schlichten, säurefreien Museumskartons. Frische 13,8 Grad Celsius zeigt das Digitalthermometer im Depot. Etwas wärmer wird es einem, wenn die Deckel der Kisten abgenommen sind: Unterwäsche aus reiner Baumwolle und Dederon hält die 119-jährige Firmengeschichte wach. „Unsere Sammlung haben wir Dorothea Schmidt, der Tochter eines der Firmengründer zu verdanken. Etwa 110 Stück vom BH bis zum Stützcorsett und auch hochwertige Original-Verpackungen sind in unserem Bestand“, sagt Museumsleiterin Kathrin Fuchs. Dorothea Jehmlich, verheiratete Schmidt, hatte die Geschäfte von Reco-Mieder von 1949 bis 1973 geführt – zunächst als Eigentümerin, nach der Komplett-Verstaatlichung 1972 als Betriebsleiterin des VEB Reco Mieder.

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Für Generationen von Frauen ist Reco-Mieder ein fester Bestandteil des Lebens gewesen – als Unterwäsche-produzent mit begehrter Ware und als Arbeitgeber mit bis zu 60 Beschäftigten. Im Stadtbild erinnert heute nichts mehr daran. Kein Denkmal wie bei Beschläge-Fabrikant Robert Tümmler am heutigen Kaufland, kein Straßenname wie bei Seifenhersteller Hermann Otto Schmidt im Gewerbegebiet Döbeln-Ost.
Doch ehemalige Reco-Mitarbeiter halten die Erinnerung an die Traditionsfirma wach. Sie trafen sich bis zur Corona-Pause 2020/21 stets im Frühjahr und Herbst in der Gaststätte Bavaria. „Anfangs waren wir etwa 30, mittlerweile sind wir zehn bis zwölf“, sagt Irmgard Portig. Die heute 79-Jährige hatte ab 1955 eine zweijährige Lehre zur Miedernäherin bei Reco absolviert. Sie blieb ihr gesamtes Berufsleben dem Betrieb treu ‑ bis zur Rente 1997. „Die schönste Zeit waren meine Anfangsjahre, als die Firma noch privat geführt war. Das Eigentümer-Ehepaar Schmidt war sehr menschlich und familiär. Wir hatten es gut“, sagt Irmgard Portig. Sie habe alles miterlebt: die Zeit des Familienbetriebes, die Teil- und Komplettverstaatlichung, den Zusammenschluss des VEB Reco Mieder mit Roßweiner und Radebeuler Standorten 1978 und den Verkauf nach der Wende. Qualität war bei Reco-Mieder immer wichtig. „Wir waren Spitze; arbeiteten auch für das Exquisit und die Kaufhalle Köln“, erinnert sich Irmgard Portig.

Im Stadtmuseum des Döbelner Rathausturmes ist Reco-Mieder natürlich präsent. Ein Teil der Dauerausstellung zeigt ein Korsett mit Fischbein verstärkt um 1900 und Leibbinden und Hüfthalter aus den 30er Jahren.

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Kathrin Fuchs nimmt einen Büstenhalter aus einem Karton und fühlt den Stoff zwischen Daumen und Zeigefinger: „Die Qualität ist hervorragend. Die Wäsche hält bereits seit Jahrzehnten. Das ist beeindruckend.“ Und die kommt nicht von ungefähr. Die Enkelin von Firmengründer Willy Jehmlich erinnert sich. „Bis zur kompletten Enteignung 1972 sind alle Produkte in Eigenregie durch meine Mutter Dorothea Schmidt gestaltet. Messemuster hat sie teilweise sogar in der heimischen Küche entworfen“, sagt Kersten Wald.

Genauso hochwertig ist auch die Verpackung gewesen. Im Depot zeigen aufwändig gestaltet Schachteln die Liebe zum Detail. Der Schriftzug Reco steht in goldenen Lettern auf marineblauem Grund. Sind Werbeslogans heute kurz und knackig, durfte es früher etwas ausführlicher sein: „Reco ist der beste Gesundheits-Hüfthalter der Gegenwart. Das vollkommenste für die heutige Mode. Eng anliegend, schlank machend und bürgt für tadellose Passform“, lautete die Aufschrift in den 1930er Jahren. Und ist auch heute noch aktuell. (Text: Andy Scharf)

Firmengeschichte:

Ursprung der Döbelner Miederwarenherstellung war das Nähmaschinen- und Fahrradgeschäft Eduard Rühle am damaligen Theaterplatz (heute Optiker Sandow, Bahnhofstraße 1). Rühle eröffnete 1894 im Hinterhof mit zwölf Näherinnen eine Corsetfabrikation. Im Oktober 1899 lief unter der Firmierung "Döbelner Corsetfabrik Eduard Rühle" die Großproduktion an.

Am 6. Oktober 1919 wurde die Arbeit in der Greinerstraße (heutige Eichbergstraße) aufgenommen. Es war zudem die Geburtsstunde der "Döbelner-Reform-Corset-Fabrik Rühle & Jehmlich", wovon der Markenname Reco abgeleitet wurde. Ab 1926 war Willy Jehmlich Alleininhaber und erweiterte das Fabrikgebäude. Die Firma hatte
246 Angestellte.

Während des 2. Weltkrieges wurde die Produktion zunehmend auf die Fertigung medizinischer Artikel (Bandagen) umgestellt und später teilweise stillgelegt.

Im Oktober 1949 übertrug Willy Jehmlich die Firmenleitung seiner Tochter Dorothea Schmidt. Ihr Mann Werner Schmidt entwickelte seit 1951 mit dem Betriebsmechaniker mehrere Maschinen zur Steigerung der Produktion. Produkte wurden hauptsächlich im nichtsozialistischen Ausland abgesetzt. Außer Miederwaren entwickelte der Betrieb medizinische Bandagen und Spezialbüstenhalter mit Epithesen. Über Devisen kaufte sich die Firma Spezialmaschinen aus dem Ausland und sicherte damit das „Weltniveau“ ihrer Produkte.

1972 wurde der Betrieb verstaatlicht und zum VEB Reco Mieder, 1978 mit den Roßweiner und Radebeuler Standorten zusammengelegt. 1990 entstand die „Reco-Mieder GmbH“, die 1993 von der Treuhand samt Markenrechten an die "Otto-Thänert-Textil- und Kunststoff GmbH & Co. KG Burgwedel" verkauft wurde. Die neuen Eigentümer setzten auf Medizinprodukte (orthopädische Hilfsmittel und BHs für Prothesenträgerinnen), bis sie 2008 aus Altersgründen ihre Firmenanteile an die französische Unternehmensgruppe Thuasne (Textilhersteller) verkauften. Die neuen Eigentümer entschlossen sich bereits 2011 zur schrittweisen Stillegung des Döbelner Werkes, bis März 2013, womit die verbliebenen 45 Angestellten ihre Arbeit verloren.

Dufte Sache unterm Rathausdach

Dufte Sache unterm Rathausdach

Stadtmuseum/Kleine Galerie | Museumsgeschichte(n)

Dufte Sache unterm Rathausdach

Seite 8 9Fundus Archiv 2 kleinKleine Stiefel liegen in der Kiste. In weiß und gelb. Larissa Batt vom Stadtmuseum zieht den Karton unter dem Tisch hervor, schlägt die Papplaschen auf – und ein angenehmer Duft verbreitet sich im Rathausturm. „Die kleinen Deko-Stiefel sind bei Besuchern beliebt. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit ist es eine nette Geschenkidee“, sagt die Mitarbeiterin.
Die Miniaturvarianten des Döbelner Riesenstiefels sehen nicht nur gut aus, sondern duften, denn sie bestehen aus Seife. Und auch das ist kein Zufall. Denn ein wichtiger Teil von Döbelns Industriegeschichte fußt buchstäblich auf der Produktion der aromatischen, pflegenden und säubernden Produkte.
„Vor 100 Jahren expandierte die Seifenproduktion in Döbeln mit dem Bau des neuen Fabrikgebäudes in der Rößchengrundstraße. Um 1900 war die Seifenfabrik von Hermann Otto Schmidt ein wichtiger Arbeitgeber und Teil der industriellen Entwicklung Döbelns zu dieser Zeit“, erklärt Kathrin Fuchs, Leiterin des Stadtmuseum.

Vor 140 Jahren begann die industrielle Seifenproduktion in der Stadt – damals übernahm Hermann Otto Schmidt die Seifenfabrik von Eduard Lippmann. In den Folgejahren steuerte das Unternehmen auf Wachstumskurs. Die Anzahl der Mitarbeiter wuchs auf 90 im Jahr 1921. Fritz Schmidt, Sohn von Hermann Otto, wurde alleiniger Gesellschafter und zog in einen Neubau an der Rößchengrundstraße, um dort Kern- und Schmierseifen, Waschpulver sowie Fein- und Spezialseifen herzustellen.

Seite 8 9Fundus Archiv 4 kleinIn den Folgejahren wechselten die Firmierungen zwar, der Standort blieb allerdings bis zur politischen Wende 1989/1990 bestehen. Und die Seife machte Döbeln über die Grenzen der damaligen DDR hinaus bekannt. „Unter dem Markennamen 'Decenta' und ab 1981 'Florena' wurden in der Rößchengrundstraße Pflegeprodukte verschiedener Couleur gefertigt: Wasch- und Rasierseifen, Seifennadeln und natürlich auch Luxusseifen gingen vom Ostbahnhof aus ins ganze Land“, zeigt Kathrin Fuchs auf.

Ein Teil der Dauerausstellung im Stadtmuseum beschäftigt sich mit Döbelns Industriegeschichte und damit auch der Seifenproduktion. Neben den ausgestellten Exponaten befinden sich noch fast 100 Decenta-Seifen und Florena-Artikel im Depot des Stadtmuseums. Darunter klangvolle, exotische Produkte namens „Saphir“ bis hin zu pragmatisch klingenden wie „Euskin Schönheitsseife“. Es ist eine Zeitreise durch Döbelns Geschichte, die unter anderem anhand von Verpackungen und Werbeslogans auch Veränderungen festhält. Assozieren Werbetexter heute Seife beispielsweise mit einem aufregenden Ritt über die Wellen des Ozeans, brachten die Kreativen des VEB Decenta Döbeln den erhofften Effekt von „Euskin Schönheitsseife“ eher nüchtern auf den Punkt.
So ist auf der Verpackungsrückseite zu lesen: „Der Alterungsprozess der Haut ist aufzuhalten“.

Zu den musealen Beständen gehören auch Seifenpressen. 28 verschiedene Modelle besitzt das Stadtmuseum.
„Der Grundstock stammt aus dem ehemaligen Harthaer Industriemuseum. Wir sammeln weiter und freuen uns über jedes neue Stück. Denn die Aufgabe eines Museum ist, zu sammeln, zu bewahren und damit zu überliefern“, sagt Kathrin Fuchs.

Der kleine Seifenstiefel ist nicht die einzige Erinnerung an die Döbelner Seifengeschichte. Im nördlichen Teil des Gewerbegebietes Döbeln-Ost trägt eine Straße den Namen des Seifenproduzenten Hermann Otto Schmidt.
Damit bleibt dieser Teil der Döbelner Industriegeschichte im Stadtbild präsent. Den aromatischen Duft von Seifen, wie er Passanten noch zu DDR-Zeiten im Bereich der Rößchengrundstraße in die Nasen gedrungen sein soll, gibt es allerdings nur noch im Museum. (Text: Andy Scharf)

Seite 8 9Fundus Archiv 1 klein

Firmengeschichte:

 1876

 Hermann Otto Schmidt übernimmt die Seifenfabrik von Eduard Lippmann in Döbeln am
 Niedermarkt (heute Niedermarkt 2) und gründet die „Dampfseifen- und Glycerinfabrik“.
 Diese stellt vor allem hygienische Seifenblätter und Kernseifen her.

 1903

 Die Firma zieht in die Rößchengrundstraße, wo Fritz Schmidt 1921 alleiniger
 Gesellschafter der Firma ist.

 Erweiterung der Produktion im Neubau in der Rößchengrundstraße.

 Beschäftigte: 90

 Produktion: Kern- und Schmierseifen, Waschpulver, Fein- und Spezialseifen

 1937

 Nach dem Tod von F. Schmidt übernimmt die Erbengemeinschaft die Firma
 (Frau Fanny Schmidt und die beiden Söhne Hans und Werner Schmidt).

 1946

 Die Firma wird in Abwesenheit der Geschäftsführerin Fanny Schmidt (befand sich als
 politischer Häftling im Zuchthaus Bautzen) auf die Liste A der Firmen, die durch
 Volksentscheid in das Eigentum des Landes Sachsen übergegangen sind, gesetzt.
 Im Oktober erhalten die Mitinhaber Hans und Werner Schmidt ihre Geschäftsanteile
 vom Land Sachsen zurück.

 1948

 Durch einen Verwaltungsbescheid werden die Geschäftsanteile von Hans und
 Werner Schmidt im Grundbuch und Handelsregister wiederrechtlich gelöscht.

 Überführung in Volkseigentum - Name: VEB Decenta Döbeln

1981

 Zusammenlegung der Betriebe VEB Decenta Döbeln und VEB Florena Waldheim
 zum VEB Florena Döbeln-Waldheim

 1991

 Nach dem Eignungsvertrag erhält die Familie Schmidt das Vorkaufsrecht für den Erwerb
 der Firma. Auf Grund des hohen Preises und der Altlasten konnte das Vorkaufsrecht
 nicht in Anspruch genommen werden.

 1992

 Die Firma wird erneut privatisiert in Florena Cosmetic GmbH Waldheim

 07.12.1992

 Zu Ehren von Hermann Otto Schmidt wird im Gewerbegebiet Döbeln-Ost eine Straße
 „Hermann-Otto-Schmidt-Straße“ genannt.

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