Ausstellung vom 16. Juli - 16. Oktober 2021
im Stadtmuseum
Hildegard Stilijanov
(1905 - 1981)
"Sehnsucht nach Schönheit"
Malerei und Zeichnung
Hildegard Stilijanov war Malerin und zweite Ehefrau des in Döbeln geborenen Malers Bernhard Kretzschmar.
Mit freundlicher Unterstützung durch den Nachlass Stilijanov werden ihre Arbeiten erstmalig in Döbeln gezeigt.
Statement von Peter Stilijanov - Sohn von Hildegard Stilijanov
Ich freue mich, dass Döbeln, die Geburtsstadt von Bernhard Kretzschmar, nicht nur Vorreiter bei Ausstellungen seines Werkes war, nun auch nach langer Zeit das Werk meiner Mutter Hildegard Stilijanov (1905 - 1981), verheiratet seit 1958 mit Bernhard Kretzschmar, zu ihrem 40. Todestag würdigen möchte. Meine Mutter hütet wie Fritz Löffler schreibt „die Tradition der Dresdner Malschule, auf die wir mit Recht ein wenig stolz sind“.
Sie war künstlerisch vielfältig begabt, zunächst Porzellanmalerin wurde sie später Schauspielerin und durch ihre Freundschaft mit Dore Hoyer nahe daran, eine Tanzausbildung bei Mary Wigman zu machen. Dabei war sie schon damals von Malerei und Malern ständig umgeben (Siegfried Donndorf (Heirat), Hermann Teuber, Werner Laves , Hans Jüchser).
Befreundet mit den Emigranten Fid (Schauspielerin) - Johnny Friedlaender und Joseph Maier (Prof. der Soziologe, USA), Malern der ASSO, Cuno Wojczewski, (Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur) war sie seit 1930 aktive Gegnerin des Nationalsozialismus. 1934 wurde sie in den Fall Wojczewski–Schreier verwickelt (Druck und Verteilung illegaler Flugblätter gegen das Treiben der SA und SS) und nach Polizeibericht 9 Wochen in Haft genommen und zweieinhalb Jahre unter Polizeiaufsicht gestellt.
Nach der Haft lebte sie mit dem Maler Woldemar Winker fast 10 Jahre zusammen und leitete in Dresden seit 1941 dessen Akademie für Zeichnen und Malen, vormals Simonson-Castelli (Schüler: Albert Wigand). Woldemar Winkler wies mich auch auf ihre „ begabten Gedichte und Essays“ hin, die durch den Krieg leider verloren sind, aber glücklicherweise nach 1945 fortgesetzt wurden.
Nach 1945 völlig ausgebombt, verlor sie durch Kriegseinwirkung und meine Geburt ihre Stimme und konnte nur noch kurzzeitig als Schauspielerin arbeiten. Angeregt durch ihre vielen Malerfreundschaften, Theodor Rosenhauer wäre hier besonders hervorzuheben, studierte sie 1947 - 1952 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Hans Grundig, Wilhelm Lachnit, Hans Theo Richter Malerei.
Frühzeitig (1947) lernt sie während ihres Studiums Bernhard Kretzschmar kennen, der nicht nur als Maler entscheidenden Einfluss auf ihr und auch mein Leben nahm. Später war die Beeinflussung auch umgekehrt; ihre künstlerische und menschliche Bedeutung für Bernhard wird leider ständig übersehen. Herrmann Glöckner schreibt mir in einem Beileidschreiben: sie war eine "gute Frau und Künstlerin". Ihre Verausgabungen im sozialen Bereich für Künstler werden mir immer wieder bestätigt, ihre Ausstrahlung auf ihre Schüler im Malzirkel war beachtlich.
1980 wurde ihr der Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis verliehen.
In ihren Porträts, Landschaften und vor allen Stillleben zeigt sich ein außerordentlicher Sinn für Farbe, Form, Komposition und ihre große Musikalität. Ihre Werke waren vertreten bei den Deutschen Kunstausstellungen, Dresden und sind in vielen Museen, 54 Werke (vor allem Stillleben) sind Eigentum der Bundesregierung (https://kleineanfragen.de/bundestag/19/4905-kunstgegenstaende-im-besitz-der-bundesregierung.txt) und schmück(t)en vor allem ausländische Botschaften. Zu Lebzeiten sind die Personalausstellungen 1964 im Glockenspielpavillon, Dresden, 1972 Galerie Kunst der Zeit, Dresden, 1974 Galerie Kühl, Dresden, 1975 Galerie am Sachsenplatz, 1980 im Glockenspielpavillon hervorzuheben.
Von Verehrern ihrer Kunst werde ich immer wieder darauf hingewiesen, dass es für eine Retrospektive höchste Zeit ist und es leider, außer einem kleinen Heft von Fritz Löffler: Dresdner Künstler, Herausgeber VBK, Dresden, Diether Schmidt noch immer keinen Katalog ihres Schaffens gibt.
Ich danke Frau Kathrin Fuchs, dass sie sich dieser Aufgabe ohne mein intervenieren von sich aus gestellt hat.
Klosterneuburg, 23.01.2021